Zeitgeschichte der Söllinger Orgeln
1623 Erster Hinweis zu einer Orgel in der Söllinger Michaelskirche ( Meerwein,
„Unser Söllingen. Heimatgeschichte aus dem Pfinztal“, 1930).
1717 Einweihung einer Orgel, welche von 1699 an schon in Grötzingen im
Einsatz war (vergl. Meerwein, s.o.)
1790 Neubau einer Orgel wird bei Orgelbauer Stein, Durlach, in Auftrag gegeben
und 1792 fertiggestellt. Einzigartig im Stein´schen Schaffen ist die
besondere Form des erhalten gebliebenen Orgelgehäuses; die Ausführung
mit dem abgesenkten Mittelturm des Gehäuses war wohl wegen der schon
damals niedrigen Deckenhöhe auf der Mittelempore notwendig. Stein
baute in jener Zeit mehrere Orgeln gleicherGröße und mit fast identischer
Disposition.
Manual C–D ´´´ Pedal C–f°
Gedackt 8´*) Subbass 16´
Waldflöte 8´ Oktavbass 8´
Prinzipal´ 4´ Trompetbass 8´
Rohrflöte 4´
Quint 3´ Tremulant, Koppelzug
Oktav 2´ *) Anmerkung:
Flagonett 2´ 8´ bedeutet 8 Fuß (240 cm)
Mixtur 4-fach 1´ Länge der tiefsten Pfeife
Cornett 5-fach (C)
1817 Das Großherzoglich Badische Bezirksamt in Durlach schrieb, „…dass die Orgel
in Ihrer Kirche in äußerst schlechten Zustand sich befindet. Sie bedarf nicht
allein vollkommener Säuberung und neuer Stimmung, sondern auch der
Herstellung eines auseinander gesprungenen Blasebalgs.“
1843 Es wurde beschlossen, „ der hiesigen Orgel einen Ölanstrich geben zu lassen.“
1872 Die Orgelbaufirma Voith aus Durlach entfernte das Register Trompetbass 8´
und tauschte auch einige andere Register aus. Der Tremulant wurde stillgelegt.
1907 In einem Sitzungsprotokoll des Kirchengemeinderates befindet sich der
Hinweis, dass in einigen Jahren wohl der Bau einer neuen Orgel notwendig sei.
1914 Orgelbaukommisär Barner schreibt in seinem Bereisungsbericht der „Diözese“
Durlach: „In Söllingen ist die Orgel für die große Kirche viel zu klein und sollte
mindestens 25 statt 11 Register haben. Außerdem ist die Orgel sehr alt und
unzuverlässig geworden. Die Gemeinde soll jedenfalls von jetzt an dafür Sorge
tragen, dass in den nächsten Jahren eine neue Orgel angeschafft werden kann.“
1922 Erst jetzt war der Gemeinde die Neuanschaffung einer vollpneumatischen Orgel
aus der Werkstätte Voit möglich. Das Instrument kostete damals 162.200,00 Mark
und hatte folgende Disposition:
I. Manual II. Manual
Prinzipal 8´ Rohrflöte 8´
Salicional 8´ Gamba 8´
Soloflöte 8´ Äoline 8´
Oktave 4´ Vox Celistis 8´
Mixtur 3-4-f 2 2/3´ Flöte 4´
Pedal
Subbass 16´
Oktavbass 8´
1936 Die erst 14 Jahre alte Orgel genügte den Ansprüchen der Söllinger
offensichtlich nicht. Ein bedeutender Umbau wurde geplant und von
der Firma Wackler aus Steinfurt als Opus 26 ausgeführt. Dabei wurden
die Voit´schen Windlader und Register weiterverwendet, der Spieltisch
wurde ausgetauscht und einige Register hinzugebaut. Das Klangbild der
Orgel sah danach folgendermaßen aus:
I. Manual C–f´´´ II. Manual
Prinzipal 8´ Rohrflöte 8´
Salicional 8´ Gamba 8´
Soloflöte 8´ Äoline 8´
Oktave 4´ Vox Celistis 8´
Mixtur 3-4-f 2 2/3´ Flöte 4´
Nachthorn 2´
Quinte 1 1/3´
Zarttrompete 8´
Pedal C–d´ Normalkoppeln
Subbass 16´ Superoktav II/I,
Suboktav II/I
Zartbass 16´ Super II/P, Walze, Walze ab,
Oktavbass 8´ Handregister ab, Tuttitritt,
Choralbass 4´ Schweller für II. Manual.
1966 Von der Bezirksbereisung Durlach wird der aktuelle Zustand der Orgel
festgehalten: „Sehr reizvoll ist eigentlich nur das Spätbarockgehäuse,
indem das Werk - jetzt nicht ganz sinnvoll aufgebaut - untergebracht ist.
Es handelt sich bei der Windladenkonstruktion offensichtlich um ein Werk
der Fa. Voit um den Beginn dieses Jahrhunderts. Die rein pneumatische
Traktur ist sehr geräuschhaft und weist schon erhebliche Lücken auf. In
jedem Register zeigen sich ausfallende Tasten, was ein Zeichen dafür ist,
dass die ganze Traktur im Verfall begriffen ist. Zu diesem völlig hoffnungslosen
Zustand kommt eine starke Verwurmung aller Holzteile, die schon weit
fortgeschritten ist, dass auch die stärkste Imprägnierung wenig Abhilfe schaffen
wird, da wohl in vielen Brettern der Wind durchblasen kann.“
1969 Aus finanziellen Gründen beschießt der Kirchengemeinderat die Anschaffung
einer elektronischen Orgel, Modell C 33 der Firma Ahlborn. Die Front des
historischen Orgelgehäuses wurde als Schaustück an der Wand befestigt.
1991 Im April wurde die Firma Mühleisen in Leonberg mit dem Bau einer neuen
Pfeifenorgel beauftragt.